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Rassegna della stampa

Raccolta di testi pubblicati su giornali e riviste

 
05-09-2013
Von Polenta und Fisch, Hunger und Gier (Michael Gurtner - BernerZeitung)
CANTAUTORE
Mal traurig, mal lebenslustig: Marco Zappa und Co. erzählen auf «Polenta e péss» liebevoll vertonte Tessiner Geschichten von Hunger und Gier, Kunst und Krise. Den zweiten Teil ihrer Trilogie taufen sie nun im Cappella.
Der Duft von Basilikum weht über den Markt. Im Schatten der Bäume liegt ein Grotto, die Bocciakugeln prallen gegenein- ander. Nostalgie pur? Mitnichten. Wenn Marco Zappa, Renata Stavrakakis, Ginger Poggi und Co. auf ihrer neuen CD «PolentaEPéss» Geschichten aus dem einstigen und heutigen Tessin erzählen, dringt immer wieder die Aktualität durch. Etwa wenn Altes abgerissen statt erneuert wird. Oder wenn die Dummen Steuern zahlen – und in der Wirtschaftskrise Millionen verloren gehen. Kaum ein Zufall, dass dazu im Lied «Er lupo e l’agnello» griechische Bu- sukiklänge ertönen. Sehnsüchtig ist die Melodie von «Dèss l’è una ca», Klarinette und Tenorsaxofon setzen Akzente. Ein anderes Mal weint eine Flöte, oder eine filigran gespielte Gitarre tastet sich durch ein Lied. Melancholie pur? Von wegen. Plötzlich blöken Schafe, bellen Hunde. Lebens- und spielfreudig erinnert «Balabiòtt» an die Künstler und Philosophen, die sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf dem Monte Verità einfanden. Und sogar im Begräbnislied «Neanca un fiùu» steckt der makabre Schalk, wenn der Leichenbestat- ter einem Mittellosen ein opulentes Begräbnis beschert, dafür den Begüterten in den schlichten Sarg der armen Leute steckt – um so wenigstens nach dem Tod für eine Spur Gerechtigkeit zu sorgen.
Fantasievolle Lieder.

Mit «Polenta e péss» legt der 1949 in Locarno geborene Marco Zappa nach «AlTempAlPassa» den zweiten Teil einer Trilogie vor, die das Tessin von gestern und heute in den Mittelpunkt stellt. Der Titel bezieht sich auf jene Speise, die einst häufig auf den Tellern der armen Tessiner landete: Polenta und Fisch. Die Lieder sind mit Liebe zum Detail vielseitig und fanta- sievoll instrumentiert – da erklingen nebst Blas- und Streichinstrumenten etwa eine kretische Laute, eine Sitar, ein Bercandeon (eine neue Art Akkordeon), eine Zither oder ein Waschbrett. In den Texten stützt sich Zappa auf überlieferte Begebenheiten – vom Verschwinden des ländlichen Tessins bis zum Geizhals, der einst aus dem Valle di Muggio nach Argentinien emigrierte, ins Tessin zurückkehrte und den nach seinem Reichtum gierenden Verwandten bei seinem Tod eine böse Überra- schung bescherte.
Dabei bedient sich der Cantautore verschiedener Tessiner Dialekte. Das sieht dann auf dem Papier so aus: «Ul Ghell, ul püsee piöcc da la val / da tüta la Val da Mügg / l’eva migrad in Argentina.» Wie das klingt? Das hört man sich am besten selber an. Zum Beispiel am 11. September, wenn Zappa und Co. «Polenta EPéss» im Cappella taufen. Und eine Prise Tessiner Nostalgie, Aktualität und Lebensfreude nach Bern bringen.

Michael Gurtner

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